Neu in CS3
Lange genug hat das Warten auf die Creative Suite 3 gedauert - vor allem Mac-User wollten nach dem Systemwechsel auf Intel-Prozessoren endlich native Software für die schnellen Prozessoren haben . Was bei Illustrator herausgekommen ist, kann sich wirklich sehen lassen - das Warten hat sich gelohnt.
Eine Übersicht der neuen Illustrator-Funktionen …
… seit CS3 bietet dieses PDF, das in der englischen Version von Rufus Deuchler stammt. Ich habe es in Deutsch übertragen. Wer sich jetzt noch fragt, was eigentlich in den letzten 4 Jahren passiert ist, findet hier ein paar Antworten.
Und nun auch als HTML: Die neuen Funktionen.
Die Spickzettel für InDesign und Photoshop sind über das Adobe Kreativportal erhältlich.
18. Mai 2011, Link zu diesem Abschnitt
Farbe
Die sensationellste Neuerung dürfte eine Funktion sein, die in der US-Version "LiveColor" heißt.
Gerade Illu-User, die bisher FreeHand verwendet haben, vermissen etliche Funktionen, was das automatische Hinzufügen benutzter Farben zu den Farbfeldern, das Anzeigen der mit einer bestimmten Farbe versehenen Objekte und ein paar Kleinigkeiten mehr betrifft. Diese Schmankerl finden Sie in LiveColor.
Abbildung: Die Farben der ausgewählten Objekte werden in LiveColor angezeigt.
Aber es geht noch weiter.
Wer Design-Serien entwirft, die auf gleichen Mustern, aber unterschiedlichen Farb-Zusammenstellungen aufbauen, wird sich über das Verwalten der Farb-Harmonie-Sets freuen. Alle zu einer Datei oder einem Objekt gehörenden Farben können als Set gespeichert und innerhalb des Sets geändert werden.
Abbildung: Umdefinieren von Farben mit LiveColor (klicken Sie die Abbildung für einen Screenshot)
Und auch das Entwickeln von Farbharmonien ist mit LiveColor in Illustrator CS3 integriert. Das Werkzeug dafür ist der inzwischen von vielen Online-Tools und Plugins hinreichend bekannte Farbkreis der natürlichen Farbmischung. Die z.B. in der Buchreihe "Color Harmony" beschriebenen Farbharmonien können dort ebenfalls angewendet werden.
Abbildung: Farbharmonien zur Grundfarbe Rot
Und sicher haben Sie sich auch schon mal Gedanken darüber gemacht, wie man ähnliche Farben zusammenfassen könnte und gegebenenfalls sogar durch Farbtöne bereits verwendeter Farbfelder ersetzen könnte. Während das bei normalen Vektorobjekten schon viel Arbeit bedeuten kann, war es bei Verlaufsgittern bisher nahezu unmöglich. Mit LiveColor ist das Reduzieren der Farben bei Verlaufsgittern ein Kinderspiel.
Abbildung: Farben vor (links) und nach (rechts) der Reduzierung . Klicken Sie auf die Links für Screenshots der Grafik.
Kurztutorialfilme zu LiveColor/Interaktive Farbe
Migration von FreeHand-Dateien
Für den einfacheren Umstieg lassen sich jetzt auch FreeHand-MX-Dateien in Illustrator öffnen. Dabei können natürlich nicht alle Objekte 1:1 übernommen werden, aber doch immerhin einige.
Flash
Illustrator erlaubt die Definition der Eigenschaften von Textfeldern für Flash mit Hilfe einer eigenen Palette.
Auch bei Symbolen wurde die Zusammenarbeit verbessert. Es ist jetzt möglich, direkt in Illustrator Movie Clips für Flash zu benennen und deren Eigenschaften zu bestimmen. Innerhalb der CS3 können Movie Clips über die Zwischenablage ausgetauscht oder AI-Dateien in Flash geöffnet werden.
Beim Editieren von Symbolen wird Ihnen auffallen, dass die Illustrator-Oberfläche ebenfalls an Flash angepasst wurde: Mit einem Doppelklick auf das Symbol in der Palette wechseln Sie in den Editiermodus.
Auch der SWF-Export wurde um Optionen erweitert und die Dialogbox überarbeitet.
Pfadbearbeitung
Selbst viele eingefleischte Illustrator-Fans müssen zugeben, dass die Pfadbearbeitung in anderen Programmen einfacher von der Hand geht. Die Entwickler haben die Zeichen- und Bearbeitungswerkzeuge für die neue Version nicht von Grund auf neu konzipiert. Sie haben leider nur einige Buttons neu hinzugefügt, die Aktionen auslösen, welche man bisher auf anderen Wegen - teilweise Umwegen - aufrufen musste.
Darüberhinaus wurde die Darstellung und Selektionsmöglichkeit von Ankerpunkten wesentlich verbessert. Beim Darüberfahren mit dem Cursor können Punkte vergrößert dargestellt werden, wenn die entsprechende Option in den Voreinstellungen gesetzt ist.
Adobe Labs
In den Adobe Labs werden immer neue Werkzeuge ausgetüftelt. Zwei dieser nützlichen Tools können direkt aus Illustrator aufgerufen werden. Dabei handelt es sich zum Einen um kuler, das eine Online-Farb-Community ist. Die dort veröffentlichten Farbharmonien können Sie direkt in den Illustrator saugen.
Das zweite Werkzeug ist ein alternatives Hilfe-Tool, das die wichtigsten Arbeitsschritte mit dem aktuell ausgewählten Illustrator-Werkzeug direkt in einer Palette anzeigt. Besonders nützlich wie hier gezeigt mit dem Form-ändern-Werkzeug.
Schnittmarken
Ein Schnittmarken-Werkzeug erlaubt die exakte Positionierung und Bemaßung von Schnittbereichen. Besonders interessant im Hinblick auf die Video-Produktion ist die Anzeige der „Video-Safe-Area“. Eine weitere nützliche Funktion ist die Anzeige eigener Lineale im Schnittbereich.
Radiergummi
Illustrator hat jetzt ein Radiergummi-Werkzeug! Interessant daran ist, dass es mit den Optionen des Kalligrafiepinsels versehen wurde, so dass Sie die Breite des Strichs gut steuern können.
Ausrichten, Konturlinie, Isolierte Gruppe
Die Funktion, mit der ein Objekt an der Seite ausgerichtet werden kann, ist jetzt direkt in die „Vorderseite“ der Ausrichten-Palette integriert und muss nicht mehr aus dem Palettenmenü ausgewählt werden.
Eine lang erwartete Kleinigkeit: es können einzelne Ankerpunkte ausgerichtet werden.
Beim Umwandeln einer gestrichelten Kontur müssen Sie nicht mehr den Weg über die Transparenzreduzierung gehen - die Funktion „Konturlinie“ ist seit neuestem in der Lage, Strichelungen korrekt zu behandeln.
Der Isolierte-Gruppe-Modus, von dem vor allem langjährige Illu-Anwender sehr genervt waren, ist deaktivierbar. Sie können also wählen, ob der Doppelklick auf ein Objekt diesen Modus aufruft oder nicht.
DeviceN
Illustrator unterstützt jetzt DeviceN-Farbräume. Damit ist es z.B. möglich, Volltonfarben in einem Verlaufgitter zu verwenden und als Volltonfarben zu separieren.
Mehrere Seiten
Auch in der neuen Version gibt es keine Unterstützung für mehrere Seiten in einem Dokument. Sehen Sie zu dem Thema auch diesen Abschnitt bei den FreeHand-Umsteiger-Tipps.
Mighty Mouse
Zur Kompatibilität mit Macintels gehört auch dieser Punkt: Illustrator CS3 kooperiert mit dem Scrollrad der MightyMouse.
Cleanup-Script
Die Beta-Versionen der CreativeSuite 3 müssen komplett vom Rechner entfernt werden, bevor Sie eine finale Version installieren. Adobe hat dazu Cleanup-Scripts für Windows und Macintosh veröffentlicht.
Illu-CS3-Video
Es gibt inzwischen viele Trainingsvideos zu Illu CS3 - auch einige deutsche auf der Adobe-Website. Eines der interessanteren dürfte dieses Interview von John „Scobelizer“ Scoble mit Phil „The Phillustrator“ Guindi - dem Illustrator-Produktmanager - sein. Es ist eher lang, ca. 45 Minuten, und Phil Guindi führt Illustrator live vor. Das Video lässt sich auch von der Site herunterladen (ca. 130 MB).
John Scoble hat auch einige weitere PM interviewt.
Hier ein weiteres Interview mit Phil Guindi bei 49sparks.
Und Raider heißt jetzt Twix
Nicht nur dass Sie mit der neuen Version viele neue Bezeichnungen für allerlei neue Funktionen und deren Optionen lernen müssen, es wurde wohl auch ein neuer Übersetzer eingestellt. Das Ergebnis sind viele neue Begriffe für seit Jahren eingeführte Befehle.
Ein paar „schöne“ Beispiele: Die Diagrammoptionen finden Sie jetzt im Menü unter Objekt > Diagramm > Art, bloß unter dem Begriff sucht man es nicht. Die Dialogbox ist entsprechend ihrem Zweck auch weiterhin mit „Diagrammoptionen“ überschrieben.
Mit dem neuen Befehl Ansicht > In Fenster einpassen sehen Sie nach wie vor nicht alle im Dokument vorhandenen Objekte, sondern eben nur die Zeichenfläche.
Und auch Ansicht > Originalgröße zeigt natürlich nicht exakte Maße, sondern umgerechnet auf Ihre Bildschirmauflösung eben nur eine 100%-Ansicht des Dokuments.
Dass man jetzt statt „fixieren“ „sperren“ sagt, hat nichts mit einer Latinophobie zu tun und wahrscheinlich auch nichts mit einer werkgetreuen Übersetzung von „lock“, sondern wohl nur damit, dass es dazu das schöne Wort „entsperren“ gibt. Da erkennt man die Zusammengehörigkeit besser als bei „fixieren/lösen“.
An anderer Stelle wurde nicht so sehr auf Einfachheit geachtet: „Schriftgröße“ heißt jetzt „Schriftgrad“ - wer vom Fach ist, weiß, was das ist. Laien können es nur ahnen.
Und warum man statt „Alle unbenutzen auswählen“ jetzt das holperige „Alle nicht verwendeten auswählen“ sagen muss, kann wohl wirklich niemand mehr nachvollziehen. Hat da eigentlich jemand an Dozenten gedacht, die das tagtäglich sagen müssen? Wahrscheinlich ist „unbenutzt“ einfach nicht politisch korrekt.
Die Bezeichnung aber, für die eine Neuübersetzung tatsächlich seit Jahren überfällig (und in Indesign auch längst vollzogen) ist, der „Glyphenabstand“ aus Absatz-Palette > Abstände, wurde mal wieder vergessen. Hey, Adobe, das ist eine Glyphenskalierung, was da passiert.
Damit Sie nicht durcheinander kommen, habe ich die neuen Bezeichnungen neben den alten in der Illustrator-Menü-Befehle-Übersicht stehen lassen und entsprechend gekennzeichnet.
Jetzt hoffe ich nur, dass ich nicht durcheinanderkomme ...
Hadschi Halef Omar
Kennen Sie noch den kompletten Namen von Hadschi Halef Omar? Ohne ihn würde „Durch Wüste und Harem“ wohl einen Band weniger umfassen. Bei näherer Betrachtung der Dialogbox „Interaktive Farbe“ hatte ich ein Déja-vu (ja genau, mit Hadschi Halef Omar Ben ...)
Die meisten Dialogboxen enthalten Buttons, die gar nicht mehr beschriftet sind, sondern nur ein Icon besitzen. Einen Namen haben sie natürlich trotzdem, aber den sieht man erst im Tooltipp (oder Quickinfo, oder wie man es gerne nennen möchte).
Gerade Interaktive Farbe enthält sehr viele dieser Buttons. Und wenn man deren Tooltipps anzeigen lässt, traut man seinen Augen nicht. Die werden immer länger. Den Vogel schießt übrigens dieser kleine Kerl hier ab:
Im englischen Original heißt er „Exclude selected colors“. Das ist kurz, präzise und macht keine Probleme, wenn man es im Seminar mal öfter sagen muss. Übersetzt man die Bezeichnung, dann bekommt man „Ausgewählte Farben ausschließen“. Das ist kurz, präzise und ... na ja, Sie wissen schon.
Das war den Übersetzern aber offensichtlich nicht genug. Der Tooltipp sieht nämlich so aus:
Der ist ja fast so breit wie die Dialogbox. Da fragt man sich natürlich: Heißt der wirklich so? Oder ist das doch eher die Langfassung der Gebrauchsanweisung (mit Haftungsausschlussklausel)? Wo findet man die endgültige Auskunft auf Fragen dieser Art? Im Handbuch:
Da behaupte noch einmal jemand, Bilder sagten mehr als Worte.
Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass die Funktion großartig gelungen ist. Nur bitte, könnte mir vielleicht jemand den Vornamen von dem Button verraten?
Kara Ben Nemsi hat seinen Hadschi ... Dingens übrigens „Halef“ genannt. Wusste trotzdem jeder, wer gemeint ist. Nur so als Anregung.
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