Reinzeichnung für Aufkleber mit Cut-Contour, Beschnittzugabe und Weißdruck
Dieser Beitrag ist eine Kooperation mit der Druckerei Flyerpilot.
Bereits vor längerer Zeit habe ich einmal Werbeaufkleber drucken lassen. Langsam sind neue fällig, die sollen diesmal allerdings nicht ganz so werblich, sondern eher ein bisschen stylisch sein, um z.B. mein Notebook aufzubrezeln. Sehen wir uns einmal an, wie man eine Reinzeichnung für einen Aufkleber in Illustrator erstellt.
Abbildung: Der Entwurf – gedruckt werden soll er in Weiß und Schwarz auf Silberfolie.
Wie immer besteht der erste Schritt darin, sich zu informieren, Material und Produktion abzuklären und die Spezifikationen der Druckerei zu erfragen. Bei Flyerpilot können Sie Industrie-Etiketten auf Rolle auf unterschiedlichsten Papieren drucken lassen. Anhand der Muster habe ich mich für diesen Aufkleber für Silberfolie mit matter Cellophanierung entschieden. Das Motiv wird in Schwarz und Weiß gedruckt. In diesem Schritt klären Sie ab, wie Farben angelegt werden müssen, z.B. welche Farbnamen vergeben werden müssen oder wie hoch der maximale Farbauftrag ist.
Abbildung: Druckmuster
Wenn alles klar ist, müssen Sie sich nun vorstellen, welche Farbformen Sie benötigen. Beim Entwurf macht man sich in der Regel keine Gedanken über die Farbauszüge – ja es ist sogar hinderlich, denn mit einander überlappenden Formen kann man viel besser arbeiten, noch Änderungen durchführen, etc. Und daher sieht ein Entwurf klassischerweise in der Pfadansicht so aus:
Abbildung: Finale Fassung des Entwurfs in der Pfadansicht
Im Offsetdruck ist es kein Problem, wenn Farben nicht exakt aneinanderstoßen, sondern sich mehrfach überlagern. Hier benötigen wir jedoch eine Form für das Vollton-Weiß sowie eine Stanzform. Dieser Entwurf muss also entsprechend bearbeitet werden.
Beginnen Sie mit der Vorbereitung der Datei. Da wir hier mit Weiß arbeiten, ist es sinnvoll, einen farbigen Hintergrund anzulegen. Am einfachsten geht das, wenn Sie in der Datei eine Ebene im Hintergrund anlegen und auf dieser Ebene ein farbiges Rechteck zeichnen (ich habe hier hellblau verwendet). Die Ebene sperren Sie dann.
Außerdem duplizieren Sie die Ebene mit dem Entwurf, sperren die Kopie und blenden sie aus. Das ist ganz nützlich, falls Sie später noch Originalobjekte brauchen.
Abbildung: Die eingerichteten Ebenen
Sehen Sie sich nun an, welche Objekte vorhanden sind. Wir werden mit Pathfinder-Funktionen arbeiten, die mit doppelt vorhandenen Pfaden und Pfadsegmenten zuviele Punkte generieren.
Abbildung: Typisches Pathfinder-Ergebnis bei doppelten Pfaden (in diesem Fall der Kreis an der linken Seite)
Hier gibt es eine Kopie des Kreises. Wir können dieses Objekt später vielleicht noch gebrauchen, daher blenden Sie es erst einmal aus, damit es nicht unabsichtlich aktiviert wird.
Abbildung: Da der Kreis keine Fläche und Kontur besitzt, fällt er nur im Ebenen-Bedienfeld auf.
Genauso wie doppelte Pfade und Pfadsegmente können auch zu dicht nebeneinander liegende Pfade zu Fehlern führen. Gehen SIe als entlang des Rands an die Objekte und verschieben Sie Pfadsegemente in sichere Bereiche.
Abbildung: Der graue Kopf und das schwarze abdeckende Element stellen potenziell ein Problem dar. Beim Verschieben müssen Sie natürlich darauf achten, dass die Integrität des Designs gewahrt bleibt.
Damit die Pathfinder-Funktion gleich reibunglos funktioniert, ist es wichtig, dass die Farben nicht nur sehr ähnlich sind, sondern identisch. Der folgende Schritt ist nur notwendig, wenn Sie bisher nicht darauf geachtet haben, das Dokument vielleicht von RGB in CMYK konvertiert und Farben bisher eher spontan definiert wurden.
Um Farben zu korrigieren und falls nötig anzugleichen, wählen Sie alles aus und rufen Sie dann Bearbeiten > Farben bearbeiten > Bildmaterial neu färben auf. Gehen Sie darin auf die Farbreduktionsoptionen und deaktivieren Sie darin die Sperrung von Schwarz.
Abbildung: Bildmaterial neu färben, der Pfeil zeigt auf die Optionen. In der Zeile der umzufärbenden Farbe muss das kleine Kästchen angeklickt und die Farbwerte eingegeben werden. Weitere Anleitungen zu Bildmaterial neu färben finden Sie hier.
Wenn Sie mit den Vorbereitungen fertig sind, Wählen Sie alle Objekte aus und klicken im Pathfinder-Bedienfeld auf Verdeckte Fläche entfernen. Diese Funktion vereinigt alle gleichfarbigen Objekte, stanzt unsichtbares weg und legt alle Formen nebeneinander.
Abbildung: Die Animation zeigt die Auswirkung der Funktion Verdeckte Fläche entfernen.
Das Ergebnis sehen Sie sich nun genau an. Es ist nicht ganz sauber. Die Funktion hinterlässt unsichtbare Objekte und es kann sein, dass an Rändern sehr kleine Objekte entstehen. Mit dem Ebenen-Bedienfeld können Sie sie finden. Wählen Sie ein unsichtbares Objekt aus und gehen Sie dann auf Auswahl > Gleich > Fläche und Kontur.
Abbildung: Unsichtbare Objekte im Ebenen-Bedienfeld
Kleine Objekte sollten Sie auch finden. Wenn es insgesamt nicht viele Objekte sind, gehen Sie durch die Liste im Ebenen-Bedienfeld. Die Objekte müssen dann gelöscht werden.
Abbildung: Ein Beispiel für ein kleines Objekt, wie es bei Pathfinder-Operationen entstehen kann.
Als letzten Vorbereitungsschritt sorgen Sie nun noch dafür, dass alle gleichfarbigen Objekte zusammengefügt werden. Dazu verwenden Sie wieder das Pathfinder-Bedienfeld und die Funktion Vereinen.
Abbildung: Auswahl der schwarzen Objekte für das Zusammenfügen
Die grauen und die weißen Objekte werden nun jeweils ausgewählt und miteinander gruppiert oder zu einem zusammengesetzten Pfad verbunden. So lassen sie sich einfach aus- und wieder einblenden. Prüfen Sie damit die schwarze Form.
Abbildung: Durch Ausblenden der anderen Farben werden die Formen geprüft.
Nun muss eine Outline der gesamten Form konstruiert werden. Daraus wird dann die Stanzkontur erstellt. Zu diesem Zweck blenden Sie den Kreis vom Anfang wieder ein und färben ihn in einer Kontrastfarbe ein. Ich habe grün gewählt. Vom Kreis muss ein kleines Stückchen entfernt werden. das geht einfach mit dem Radiergummi-Werkzeug.
Abbildung: Abschneiden das überstehenden Kreisteils
Wir benötigen außerdem einige Objekte von der Ebene mit der Kopie des Designs. Blenden Sie diese Ebene ein und wählen Sie darauf die Objekte aus, die über den Kreis hinausragen. Das sind die Feder und die Haare. Sie werden jeweils mithilfe des Pathfinder-Bedienfelds Vereint.
Abbildung: Die überstehenden Objekte werden aus der anfangs erstellten Kopie genommen und vereint.
Wenn Sie diese Objekte erstellt haben, vereinen Sie sie mit dem Kreis.
Abbildung: Die Gesamtform
Die grauen Objekte löschen Sie nun, wenn alles OK ist. An deren Stelle sollte der grüne Hintergrund erscheinen. Die Farben werden nicht bis zum Rand dieses Aufklebers gedruckt, sondern es gibt einen kleinen Abstand. Die grüne Form muss nun also twas größer werden. In Illustrator erreichen Sie dies mit der Funktion Pfad verschieben. Diese Funktion gibt es unter Objekt > Pfad > Pfad verschieben und es gibt sie auch als Effekt. Der Effekt ist praktischer, weil er keine Kopie des Objekts erstellt (die später gelöscht werden muss) und weil Effekte editierbar sind. Weisen Sie dem grünen Objekt den Effekt > Pfad > Pfad verschieben zu.
Abbildung: Die Schneidekontur wird gleichmäßig nach außen verschoben. Die Linienecken habe ich hier abgerundet, sie würden sonst sehr spitz werden.
Wie bereits erwähnt, ist der Effekt editierbar, Sie können es sich also überlegen, ob der Abstand so passt. Wenn alles entschieden ist, aktivieren Sie das Objekt und gehen auf Objekt > Aussehen umwandeln. Dann erhalten Sie einen bearbeitbaren Pfad. Darin können SIe z.B. noch die inneren Ecken runden, indem Sie einzelne Eckpunkte mit dem Direktauswahl-Werkzeug anklicken und dann am Ecken-Widget ziehen, um die Rundung zu gestalten.
Abbildung: Runden der Ecken mit dem Ecken-Widget in Illustrator CC.
Im letzten Schritt müssen nun die endgültigen Farben und Ebenen definiert und das PDF gespeichert werden. Damit Sie nicht mühsam alle nicht benötigten Elemente aus der Druckdatei löschen müssen, können Sie alternativ die zum Aufkleber gehörenden Objekte auswählen und in eine neue CMYK-Datei kopieren.
Damit das Schwarz etwas satter wird, gebe ich Cyan und Magenta hinzu. Wichtig dabei: der Gesamtfarbauftrag darf 300% nicht überschreiten. Schwarz wird als Prozessfarbe angelegt. Falls Sie bereits globale Farbfelder verwendet haben, bearbeiten Sie diese einfach.
Achten Sie darauf, den Objekten diese Farbe auch zuzuweisen.
Abbildung: Tiefschwarz mit einem Gesamtfarbauftrag (alle Kanäle addiert) von 200%
Weiß muss als Volltonfarbe angelegt werden. Das wählen Sie unter Farbart in der Farbfeldoptionen-Dialogbox aus. Die Farbe benennen Sie »Weißdruck« (achten Sie unbedingt darauf, welche Farbnamen Ihr jeweiliger Druckdienstleister vorsieht). Auch hier weisen Sie die Farbe den Objekten zu.
Abbildung: Da man weiße Objekte nicht gut sehen kann, wird die Farbe üblicherweise durch die bunten Druckfarben definiert.
Die bisher grüne Hintergrundfläche des Aufklebers wird lediglich mit einer Kontur versehen, die Fläche setzen Sie auf Ohne. Die Konturfarbe mss ebenfalls eine Volltonfarbe sein und den Namen »Cut-kontur« erhalten (achten Sie darauf, welchen Namen Ihr Druckdienstleister vorsieht). Weisen Sie die Farbe der Umrandung zu. Es kann vorkommen, dass die Kontur auch eine bestimmte Stärke haben muss, dies entnehmen Sie immer den Spezifikationen Ihres Dienstleisters.
Abbildung: Die Volltonfarbe für die Stanzform
Nun müssen auch noch Ebenen angelegt werden: Legen Sie (von oben nach unten) eine Ebene »Cut-kontur«, eine weitere Ebene für das Design und eine Ebene »Weißdruck« an. Die Objekte verschieben Sie auf die jeweiligen Ebenen.
Abbildung: Der Ebenenaufbau der Datei
Nicht benötigte Farbfelder löschen Sie nun, indem Sie die Standardaktion »Nicht verwendete Bedienfeldelemente löschen« durchlaufen lassen.
Abbildung: Löschen unnötiger Farbfelder
In dieser Datei macht es keinen Unterschied, aber der Vollständigkeit halber wird nun auch noch das Überdrucken definiert. Dazu rufen Sie das Attribute-Bedienfeld auf. Wählen Sie dann die weiß druckenden Objekte aus und aktivieren Sie Fläche überdr. Für die Kontur aktivieren Sie Kontur überdr.
Abbildung: Überdrucken von Fläche und Kontur
Nun speichern Sie die Datei einmal als AI-Datei für Ihr Archiv. Für die Druckerei speichern Sie ein PDF/X-1a.
Gehen Sie auf Datei > Speichern unter und wählen PDF. Geben SIe einen Namen für die Datei ein. In den PDF-Optionen wählen Sie PDF/X-1a:2003 aus den Vorgaben. Dann gehen Sie durch die einzelnen Seiten des Dialogs.
Die Komprimierung ist nur wichtig, wenn Sie Pixelbildelemente in der Dateihaben, also platzierte Bilder oder Rastereffekte, wie z.B. einen Schlagschatten. Dann sollten Sie die höchste Qualitätsstufe verwenden.
Unter Marken und Anschnitt lassen Sie alles deaktiviert.
Unter Ausgabe wählen Sie das Farbprofil ISO Coated v2 300% (ECI). CMYK-Werte sollten Sie jedoch nicht konvertieren, sondern die Option In Zielprofil konvertieren (Nummern beibehalten) verwenden. Wenn Sie beim Thema Farbmanagement unsicher sind, laden Sie sich den kostenlosen Cleverprinting-Ratgeber. Darin finden Sie auch alle Informationen zum Installieren der benötigten Farbprofile.
Die generierte PDF-Datei senden Sie dann an die Druckerei – in meinem Fall Flyerpilot – bzw. laden sie über das jeweilige Formular in den Bestellvorgang.